Verlorene Ortschaften                                                                                                                   zurück

 

Bevor sich die Sylter mit dem Bau von Deichen und durch das Bepflanzen der Dünen erstmals gegen das Meer zur Wehr setzten, waren die Landverluste bei Sturmfluten oft sehr groß. So soll Sylt allein im Zeitraum zwischen 1650 und 1850 zwei Fünftel seiner Größe eingebüßt haben.

 

Eidum, Blistum, Wardin, Steidum oder Niebelum – alles Sylter Dorfnamen, die das Meer in den vergangenen Jahrhunderten von der Landkarte tilgte. Nur über die wenigsten versunkenen Ortschaften ist etwas bekannt. So liegt ein gutes Stück westlich des heutigen Wenningstedt das Dorf Alt-Wenningstedt auf dem Meeresgrund und mit ihm der Hafen, von dem einst eine Armada aufgebrochen sein soll, um England zu erobern.

 

Auch das heutige Rantum hatte gleich mehrere Vorgänger. Teils wurden sie Raub der Fluten, teils von dem Sand wandernder Dünen begraben. 1841 vermerkte ein Geologe: „Die Stelle, wo vor kaum 50 Jahren die alte Rantumer Kirche stand, befindet sich jetzt gegen 700 Fuß vom Ufer entfernt.“ Viele Jahre später, Anno 1922, berichtete ein Dünenpflanzer, er habe „bei tiefster Ebbe weit draußen einen Brunnen von etwa zwei Metern Durchmesser entdeckt“.

 

Das bekannteste versunkene Sylter Dorf hieß Eidum. Schon mehrfach war Eidum durch Sturmfluten zerstört, aber stets wieder aufgebaut worden. Die „Allerheiligenflut“ am 1. November 1436 richtete im Dorf Eidum allerdings derart verheerende Personen- und Sachschäden an, dass es die überlebenden Einwohner verließen und eine neue Siedlung etwa zwei Kilometer östlich begründeten. Ihre Wahl fiel auf die höher gelegene Geest auf damaligem Tinnumer Gebiet. Diese Siedlung wurde Südhedig benannt; aus ihr ging das heutige Westerland hervor. Der spätere Name "Westerland" soll sich von einer alten Tinnumer Flurbezeichnung ableiten, auf der diese neue Siedlung entstand: Es handelte sich um das Land westlich des Dorfes, also das "Wester-land".

 

Noch im 19. Jahrhundert tauchte angeblich bei tiefer Ebbe der noch lange sichtbare Kirchturm des alten Eidum gelegentlich auf und stürzte nach zeitgenössischer Darstellung schließlich „bei Nacht und stillem Wetter“ ein. Als später die Dorfkirche Sankt Niels errichtet wurde, sollen einige angespülte Sockelsteine der versunkenen Eidumer Kirche Verwendung gefunden haben.